Gastkommentar: Mehrgeschossige Logistikimmobilien – Worauf warten wir?

Janine Zimmermann, Head of Logistics, Drees & Sommer (Bild: Drees & Sommer)
Janine Zimmermann, Head of Logistics, Drees & Sommer (Bild: Drees & Sommer)
Redaktion (allg.)

Das Bekenntnis war eindeutig. Ja, die Logistik ist wichtig für die Versorgungssicherheit der Kommunen, beteuerten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kommunalkongresses des Städte- und Gemeindebundes im Juni in Berlin. Doch dann kam das Aber: Die Bürgermeister und Gemeindevorstände verlangen, dass Logistikimmobilien deutlich ökologisch nachhaltiger werden – bis hin zur CO2-Neutralität. Auch die Architektur der Objekte wurde bemängelt: brachial, unästhetisch, zu großer Flächenverbrauch.

Die Logistikbranche muss solche Mahnungen ernst nehmen und zügig ihre Immobilienkonzepte anpassen. Und das bedeutet auch: weg von den „Big Boxes“, hin zu mehrstöckigen Gebäuden mit einer integrierten Intralogistik, mit der die Belieferung höherer Ebenen sichergestellt wird. Im Eigennutzerbereich gibt es bereits zahlreiche gute Beispiele für mehrgeschossige Logistikimmobilien. Insgesamt braucht es daher zuerst einen Bewusstseinswandel innerhalb der Branche. Derzeit könnte ein Beobachter vermuten, dass Intralogistiker und Logistikprojektentwickler in verschiedenen Branchen tätig wären.

Stattdessen sind die komplexen Aufgaben nur noch gemeinsam zu lösen. Die Intralogistikbereiche Wareneingang, Lager, Lagerverwaltung, Kommissionierung, Verpackung und Warenausgang dürfen nicht isoliert von der Immobilie gedacht werden. Im Grunde genommen kein Problem, denn die technischen Möglichkeiten, beide Bereiche zu verknüpfen, sind enorm: Es geht unter anderem um „intelligente“ Stapler, autonome mobile Roboter, auf künstlicher Intelligenz basierende Software und ganzheitliche Automatisierungsprojekte für Hochleistungslager. Hier lohnen sich Investitionen – und zwar mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus der Logistikimmobilie.

Die Intralogistik muss integraler Bestandteil jedes Immobilienmanagements werden. Es darf keinen Unterschied mehr machen, in welche Stockwerke die Warenanlieferung erfolgt. Der Flächenmangel zwingt alle Marktteilnehmer zu neuen Immobilienkonzepten, vor allem in Metropolen. Mehrgeschossigkeit ist in Deutschland noch nicht „serienreif“, doch das wird sich in naher Zukunft ändern, die technischen Möglichkeiten dafür sind längst gegeben: Die ebenerdige Anfahrt, verknüpft mit Lastenaufzügen oder Förderanlagen im Gebäude, wird alsbald Standard sein. Und je besser diese Verknüpfungen sind, umso höher ist die Wertschöpfung durch die Immobilie. Intralogistik beschreibt daher nicht nur eine Funktion, sondern sie trägt maßgeblich zur Nachhaltigkeit einer Immobilie bei, in ökologischer wie wirtschaftlicher Hinsicht. Worauf warten wir?

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Artikel Gastkommentar: Mehrgeschossige Logistikimmobilien – Worauf warten wir?
Seite 8 | Rubrik MARKTGESCHEHEN