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Gastkommentar - Nachhaltigkeit: Der Einkauf wird (oft) allein gelassen

Yvonne Jamal ist Gründerin des JARO Instituts für Nachhaltigkeit und Digitalisierung e.V. Bild: JARO-Institut
Yvonne Jamal ist Gründerin des JARO Instituts für Nachhaltigkeit und Digitalisierung e.V. Bild: JARO-Institut
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Therese Meitinger

Noch nie stand der Einkauf so stark im Rampenlicht wie in den letzten Jahren. Mit der Verabschiedung des Lieferkettengesetzes wird nun besonders viel Druck ausgeübt, ein so komplexes Thema wie Nachhaltigkeit in die Beschaffung zu integrieren. Dabei ist der Einkauf dafür gar nicht vernünftig vorbereitet. Denn schon in der Ausbildung beziehungsweise im Studium wird kaum Wissen zu nachhaltigen Beschaffungsstrategien und -prozessen vermittelt. Wie kann es also der Einkauf schaffen, dem LkSG nachzugehen?

Das Problem ist kein neues: Bereits in den letzten Jahrzehnten waren Einkaufsverantwortliche stets darauf getrimmt, Einsparungen zu generieren. Das Thema Nachhaltigkeit wurde bisher immer hintangestellt, denn es ist stark vorurteilsbehaftet: Nachhaltigkeit koste nur viel Geld, Kunden würden sich nicht dafür interessieren und sowieso seien nachhaltige Strategien nicht umsetzbar.

Doch obwohl das Interesse am Thema zugenommen hat, wird nach einer aktuellen Studie des JAROInstituts noch zu wenig über Kollaboration nachgedacht, um Erfahrungen und Know-how gezielt zu teilen. 47 Prozent der befragten Unternehmen verfolgen keinen globalen Ansatz zur Umsetzung einer nachhaltigen Beschaffung und planen nicht, mit internationalen Organisationen und NGOs zusammenzuarbeiten. 49 Prozent der Teilnehmer planen auch im Bereich der Umsetzungsmaßnahmen keine Schulungen für Lieferanten zum Thema Nachhaltigkeit.

Dabei liegen viele wertvolle Chancen in nachhaltiger Beschaffung. Es gibt bereits erfolgreiche Beispiele dafür, dass auch kleinere Unternehmen ihre globalen Lieferketten beeinflussen können. Familienunternehmen wie Haas Magnettechnik haben es geschafft, die prekären Arbeitsbedingungen ihrer chinesischen Zulieferer zu verbessern und dadurch Qualität und Produktivität gemeinsam zu steigern. Mit der richtigen Motivation und kollaborativen Ansätzen kann sich Nachhaltigkeit auch finanziell auszahlen.

Aber was muss sich ändern, damit solch ein Fall zur Regel wird? Ganz klar: Der Einkauf braucht deutlich mehr Unterstützung vom Topmanagement und muss gezielt Handlungskompetenzen im Bereich fairer und umweltverträglicher Beschaffung aufbauen. Neben dem Zusammentragen von relevanten Lieferanteninformationen ist insbesondere die Konsequenz in Beschaffungsentscheidungen gefragt – hier muss Nachhaltigkeit auch tatsächlich honoriert werden.

Es muss sich noch einiges tun, wenn wir Veränderungen im Einkauf sehen wollen.

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Artikel Gastkommentar - Nachhaltigkeit: Der Einkauf wird (oft) allein gelassen
Seite 8 bis 0 | Rubrik MARKT-NEWS
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