Logistikdienstleister im Spiegelbild des Marktes

Redaktion (allg.)


In der Ausgabe 5/04 thematisierten wir Logistikdienstleister und ihre Positionierung im Markt. Die Diskussion um den 4PL hat gezeigt, dass Dienstleister verstärkt diese Position anstreben. Den ausführlichen Bericht der Autoren Prof. Dr. Helmut Baumgarten (Bereich Logistik, TU Berlin) sowie Dr. Hartmut Zadek und Daniel Kieffer (Visality Consulting GmbH, Berlin) lesen Sie hier.
Richtig im Markt positioniert? So lautete die Fragestellung, mit der LOGISTIK HEUTE im November 2003 Logistikdienstleister zur Teilnahme am Quick-Scan aufrief. Wie groß ist die Lücke zwischen der Eigensicht auf das Unternehmen und dem tatsächlichen Auftritt im Logistikmarkt? Die Analysten vom Bereich Logistik der Technischen Universität Berlin und der Visality Consulting GmbH nahmen auf Basis der Fragebögen sowie der eigenrecherchierten Daten eine Auswertung vor.

Der durchgeführte Quick-Scan ermöglichte erstmalig eine Positionierung von Logistik-Dienstleistern entsprechend der Typen Transporteur, Spediteur, 3PL und 4PL, wobei auch die Zwischenform Lead Logistics Provider (LLP) Berücksichtigung fand. In die Auswertung zum Quick-Scan flossen die Daten und Angaben von rund 50 Logistikdienstleistern ein.


Positionierung im Markt

Die Zuordnung von Dienstleistern zu Logistiktypen erfolgte einerseits bezogen auf das vermarktete Unternehmensprofil und dem darin enthaltenen Leistungsspektrum und andererseits bezogen auf die vorhandene Umsatzstruktur (siehe Abb. 1). Die Auswertung des Unternehmensprofils verdeutlicht, dass die Quick-Scan-Teilnehmer sehr wohl um eine deutliche Positionierung im Markt bemüht sind. Das angebotene Leistungsspektrum läßt nur vereinzelten Unternehmen das Fehlen eines eindeutigen Profils vor Augen führen.

Grafiken: Visality

Der Blick auf die Umsatzstruktur zeigt, dass sich die Branche im Wandel befindet. Beim Umsatzstrukturportfolio ist zu erkennen, dass viele Logistikdienstleister noch nicht die Umsatzstruktur aufweisen, die die Zuordnung auf Basis des Unternehmensprofils erwarten ließe. Nur selten erreicht eine Firma die Umsatzstruktur des LLP. Die Firmen, die hinsichtlich des Pprofils als 3PL identifiziert werden konnten, liegen von der Umsatzstruktur her eher in einem nicht eindeutig zuordenbaren profillosen Bereich.

Unternehmen mit LLP-Struktur weisen überwiegend eine 3PL-Umsatzstruktur auf. Das zeigt Entwicklungspfade vom Transporteur bzw. Spediteur hin zum 3PL und vom 3PL zum LLP bzw. 4PL auf. Dieses Ergebnis bedeutet weiterhin, dass die untersuchten Unternehmen proaktiv agieren: Erst wird das Unternehmensprofil zukunftsorientiert ausgerichtet und dann verändert sich die Umsatzstruktur nachhaltig. Bei reagierenden Unternehmen, insbesondere Spediteuren und Transporteuren, stimmen die beiden Zuordnungen nach Profil und Umsatzstruktur weitgehend überein.

Interessant wäre die Betrachtung, ob es Speditionen auch gelingen kann, den direkten Entwicklungspfad zum LLP oder 4PL zu nehmen. Prinzipiell wäre ein derartiger Pfad aufgrund der Fähigkeiten im Bereich Organisation, Auftragsabwicklung und Subcontracting denkbar. Diese Vermutung kann auch durch die Umsatzverteilung nach strategischen, administrativen und operativen Leistungen gestützt werden. Hier weisen sowohl Spediteure als auch LLP eine ähnliche Abstufung in Umsatzanteilen für operative und administrative Leistungsfelder auf. Als Unterschied ist bei LLP der Anteil für strategische Leistungen noch stärker ausgeprägt, was aufgrund des Leistungsspektrums nachvollziehbar ist.

Die Auswertung bestätigt, dass die Diskussion zum 4PL im Logistikmarkt für eine nachhaltige Veränderung gesorgt hat. Für verschiedene Dienstleister gilt die Position des 4PL erklärtes Wunschziel in der Marktpositionierung. Auch wenn weiterhin festgehalten werden kann, dass bisher nur konzerninterne Logistikdienstleister den 4PL-Status erreicht haben. So zeigt sich deutlich, dass einige Firmen diesem Typ bereits sehr nahe kommen.

Eine klare Abgrenzung der Bereiche 3PL, LLP und 4PL ist nicht möglich - die Übergänge fließen. Umso deutlicher ist jedoch die Trennlinie zwischen den Anbietern klassischer Logistikleistungen (untere Portfoliohälfte) und den Full-Service-Dienstleistern (obere Portfoliohälfte). Immer mehr Spediteure und Transporteure streben Eigenangaben zufolge die Position 3PL, LLP oder 4PL für die nahe Zukunft an.

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Der Auftritt im Markt

Sehr deutliche Unterschiede zeigen sich beim Marktauftritt der einzelnen Dienstleistertypen (siehe Abb. 2). Die untersuchten Unternehmen wurden im Hinblick auf die Verständlichkeit ihrer Produkte, Modularität des Produktprogramms, Standards in der Leistungserstellung, Hervorhebung des Kundennutzens sowie in der Kommunikation ihrer Strategie und ihres Leistungsangebots bewertet. Das Fazit: Allen gelingt die Kommunikation von Strategie und Leistungsangebot am besten. Defizite zeigen sich insbesondere in der verständlichen Darstellung ihrer Produkte sowie der Hervorhebung des Kundennutzens.

So verwundert es dann auch nicht, dass einige Dienstleister ein Problem haben, Aufträge von potenziellen Kunden zu erhalten. Es lohnt sich, über die Kommunikation des Nutzens nachzudenken. Ein Blick auf den Marktauftritt nach Logistikdienstleistertypen verdeutlicht, dass Transporteure und Spediteure den größten Nachholbedarf haben. Besonders Transporteure tun sich schwer, ihre Leistungen verständlich und modular zu beschreiben. So entsteht oftmals der Eindruck, dass dies von den betroffenen Unternehmen nicht für nötig gehalten wird. Im Vergleich der Spediteure zu den 3PL und LLP fällt auf, dass Spediteure bei der Standardisierung ihres Leistungsspektrums Probleme haben. Dass es auch anders geht, zeigt Hapag-Lloyd in positiver Weise.
Der Vergleich von 3PL und LLP zeigt, dass die 3PL über nahezu alle Bewertungsdimensionen einen besseren Marktauftritt erzielen als die LLP - insbesondere in der Darstellung des Kundennutzens und der Verständlichkeit ihrer Produkte. Als Beispiele können hier TPG und Excel genannt werden. Dass die LLP noch Schwierigkeiten im Marktauftritt haben, liegt wohl auch daran, dass sie einerseits neue Leistungsfelder anbieten. Aufgrund mangelnder Beispiele können sie andererseits zu diesen Angeboten auch noch nicht den daraus resultierenden Kundennutzen transparent machen. Ryder Logistics verdeutlicht, dass dies jedoch sehr wohl möglich ist. Hinsichtlich des 4PL-Typs gibt es keine Aussage zum Marktauftritt, da der einzig identifizierte 4PL als konzerninterner Dienstleister keinen Marktauftritt erfordert.

IT und Netzwerk
Sehr deutliche Unterschiede zeigen sich beim Marktauftritt der einzelnen Dienstleistertypen (siehe Abb. 2). Die untersuchten Unternehmen wurden im Hinblick auf die Verständlichkeit ihrer Produkte, Modularität des Produktprogramms, Standards in der Leistungserstellung, Hervorhebung des Kundennutzens sowie in der Kommunikation ihrer Strategie und ihres Leistungsangebots bewertet. Das Fazit: Allen gelingt die Kommunikation von Strategie und Leistungsangebot am besten. Defizite zeigen sich insbesondere in der verständlichen Darstellung ihrer Produkte sowie der Hervorhebung des Kundennutzens.

So verwundert es dann auch nicht, dass einige Dienstleister ein Problem haben, Aufträge von potenziellen Kunden zu erhalten. Es lohnt sich, über die Kommunikation des Nutzens nachzudenken. Ein Blick auf den Marktauftritt nach Logistikdienstleistertypen verdeutlicht, dass Transporteure und Spediteure den größten Nachholbedarf haben. Besonders Transporteure tun sich schwer, ihre Leistungen verständlich und modular zu beschreiben. So entsteht oftmals der Eindruck, dass dies von den betroffenen Unternehmen nicht für nötig gehalten wird. Im Vergleich der Spediteure zu den 3PL und LLP fällt auf, dass Spediteure bei der Standardisierung ihres Leistungsspektrums Probleme haben. Dass es auch anders geht, zeigt Hapag-Lloyd in positiver Weise.

Der Vergleich von 3PL und LLP zeigt, dass die 3PL über nahezu alle Bewertungsdimensionen einen besseren Marktauftritt erzielen als die LLP - insbesondere in der Darstellung des Kundennutzens und der Verständlichkeit ihrer Produkte. Als Beispiele können hier TPG und Excel genannt werden. Dass die LLP noch Schwierigkeiten im Marktauftritt haben, liegt wohl auch daran, dass sie einerseits neue Leistungsfelder anbieten. Aufgrund mangelnder Beispiele können sie andererseits zu diesen Angeboten auch noch nicht den daraus resultierenden Kundennutzen transparent machen. Ryder Logistics verdeutlicht, dass dies jedoch sehr wohl möglich ist. Hinsichtlich des 4PL-Typs gibt es keine Aussage zum Marktauftritt, da der einzig identifizierte 4PL als konzerninterner Dienstleister keinen Marktauftritt erfordert.


Der Auftritt im Markt

Die Analyse der Marktanteile Kontraktlogistik bestätigte, dass dieses Marktsegment sehr fragmentiert ist. Bei der Marktsegmentbetrachtung wurde versucht, nur wirklich die im Kontraktlogistikbereich angesiedelten Umsätze zu analysieren und nicht - wie so oft in diversen publizierten Rankinglisten - die im Geschäftsbericht angeführten Gesamtumsätze der Dienstleister. Dies weitestgehend objektiv herauszuarbeiten, ist zwar bedeutend schwieriger, aber dafür umso aufschlussreicher für die einzelnen Marktteilnehmer. Die in diesem Marktsegment größten Logistikdienstleister erreichen gerade einmal knapp 2 Prozent der Anteile am Weltmarkt (siehe Abb. 3). Das bedeutet, dass Dienstleister weiterhin große Chancen haben, durch bessere Leistungen Marktanteile zu erobern. Hinzu kommt, dass dieses Marktsegment durch weiter zunehmendes Outsourcing neue Umsatzvolumina erhält.
Es ist daher nicht nachvollziehbar, dass vereinzelte Dienstleister als Kontraktlogistiker angesichts dieser Marktsituation im Jammertal sitzen und sich nicht auf den Pfad des Wachstums begeben. Diese Unternehmen laufen zunehmend Gefahr, vom Markt zu verschwinden oder von anderen übernommen zu werden. Denn dies ist auch eine Form der Wachstumsstrategie: Erfolgreiche Logistikdienstleister wachsen durch sinnvolle Zukäufe in den Zielmarktsegmenten.
Der Konzentrationsprozess in der Branche wird in den nächsten Jahren weiter anhalten. Die starke Fragmentierung in der Kontraktlogistik gibt gleichzeitig Logistikdienstleistern eine Vielzahl an Möglichkeiten, durch Konzentration auf bestimmte Branchen oder Leistungsfelder in der Kontraktlogistik einen bedeutsamen Stellenwert zu erreichen.

Studie
Die abgeleiteten Ergebnisse und das Feedback seitens der beteiligten Logistikdienstleister attestieren, dass mit dem Quick-Scan und der angewandten Methode ein geeignetes Analyseinstrument für Logistikdienstleister vorliegt, das auch zukünftig ein fachlich kommentiertes Spiegelbild im Logistikmarkt ermöglichen wird.

Literaturempfehlung zum Thema:

Baumgarten; Darkow; Zadek: Supply Chain Steuerung und Services, Springer-Verlag 2004, ISBN 3-540-44308-8

Den Artikel "Im Spiegelbild des Marktes" (Logistik Heute 05/2004, S. 58-59) finden Sie in unserem Archiv.

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