Gastkommentar: WLAN – Weichen stellen nach der 5G-Frequenzauktion

Ralf Koenzen, Gründer und Geschäftsführer von Lancom Systems Bild: Lancom
Ralf Koenzen, Gründer und Geschäftsführer von Lancom Systems Bild: Lancom
Redaktion (allg.)

Die Frequenzauktion der 2- und 3,6 Megahertz-Bänder ist abgeschlossen und der Staat um 6,55 Milliarden Euro reicher. Die Claims im 5G-Mobilfunknetz sind damit gesteckt, der Startschuss für die neue Technologie ist gefallen. Das ist gut für die digitale Zukunft Deutschlands. Doch die nächste Entscheidung in puncto Frequenzvergabe steht bereits vor der Tür: das 6-Gigahertz-Band mit den Frequenzen zwischen 5,925 bis 7,125 Gigahertz. Anders als bei der abgeschlossenen Auktion geht es hier jedoch nicht um den Mobilfunk. Es geht vielmehr um eine Technologie, die für viele Anwender zentral ist, aber seit Jahren keine zusätzliche Bandbreite erhalten hat: das WLAN.

Vielerorts stößt WLAN bereits an seine Kapazitätsgrenzen. Kein Wunder: Eine Studie der Wi-Fi Alliance aus dem vergangenen Jahr zeigt, dass bereits heute mehr als 60 Prozent des mobilen Datenvolumens über WLAN-Netze – vor allem WLAN-Hotspots – transportiert wird. Da wird es schnell eng in den verfügbaren, raren Bändern.

Die Popularität von WLAN rührt auch daher, dass es äußerst wirtschaftlich, einfach einzurichten und zu administrieren ist, keinen Provider erfordert und damit keine Lizenzkosten oder nutzerbasierte Verträge nach sich zieht. Die immense wirtschaftliche Bedeutung des WLAN belegt auch eine Berechnung der Wi-Fi Alliance, die den volkswirtschaftlichen Beitrag von WLAN alleine in Deutschland auf derzeit 94 Milliarden Euro taxiert.

Nun erwägt die EU, zumindest einen Teil des 6-Gigahertz-Bandes für das lizenzfreie WLAN zu reservieren. Das sind großartige Neuigkeiten! Denn mit dieser zusätzlichen Bandbreite würde sich das Spektrum für WLAN in Deutschland und der EU mit einem Schlag fast verdoppeln. Wenn alles glattgeht, können wir ab 2021 mit den neuen Frequenzen arbeiten.

Die EU hat offenbar erkannt, dass die Zukunft des mobilen und drahtlosen Internets nicht nur auf Basis einer einzigen Technologie aufgebaut werden kann. Manche Nutzungsszenarien erfordern den Mobilfunk, für viele andere ist WLAN die perfekte Lösung. Diese Dualität der Netze sollte die Grundlage der künftigen Frequenzpolitik sein, um den digitalen Wandel in Deutschland und der EU bestmöglich zu unterstützen.

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Seite 8 | Rubrik GASTKOMMENTAR