Risikomanagement in globalen Lieferketten: Ja, aber wie?

Karl-Heinz Pöhlmann, Vice President Supply Chain, Hottinger Baldwin Messtechnik, Darmstadt (Foto: Baldwin)
Karl-Heinz Pöhlmann, Vice President Supply Chain, Hottinger Baldwin Messtechnik, Darmstadt (Foto: Baldwin)
Redaktion (allg.)
Gastkommentar

Risikomanagement in globalen Lieferketten ist heutzutage ein Topthema auf der Agenda vieler Supply-Chain-Verantwortlichen. Das mag zunächst nicht überraschen, doch der zweite Blick auf das Thema fördert Erstaunliches zutage. Zum einen hapert es oftmals an einer realistischen Erwartungshaltung und einer konsequenten Einbettung in die Ablauforganisation. Zum anderen sind Lösungen ungeeignet, die in hohem Maße Ressourcen in Form von Mitarbeitern oder Kapital binden. Hiervon sind insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen betroffen, bei denen der Reifegrad des Risikomanagements nach eigener Erfahrung nur unzureichend ausgeprägt ist. Aussagen wie die eines Firmeninhabers, man sei doch versichert und das sei doch ausreichendes Risikomanagement, sollten jede Stirn eines strategischen Einkäufers in Sorgen­falten legen.
Auf der anderen Seite gibt es Firmen, die mit viel Sorgfalt ein umfangreiches Risikomanagement aufgebaut haben und eine Vielzahl von Risikofaktoren erfassen und bewerten. Doch wie wertvoll sind die in ellenlangen Tabellenkalkulationen erfassten Daten wirklich? Sind die Daten aktuell und wird auch unterschieden in statische und dynamische Risiken, kontrollierbare und nicht kontrollierbare Risiken? Die Erfahrung zeigt: Es ist mühsam, insbesondere wenn auch Fachbereiche außerhalb der Supply-Chain-Organisation regelmäßig ihren Beitrag leisten sollen. Und spätestens bei der Königsdisziplin, der Bewertung des auf Basis der identifizierten Risikofaktoren potenziell auftretenden Schadensaus­maßes, scheiden sich die Geister. Schnell wird das mit dem jeweiligen Lieferanten verbundene Einkaufsvolumen hergenommen, ohne dabei zu beachten, dass auch ein wertmäßig unbedeutendes C-Teil die Produktion stilllegen kann. Entscheidend ist aber doch der mit dem jeweiligen Material und seinem Lieferanten verbundene operative Gewinn des eigenen Unternehmens.
Der Schlüssel zum Erfolg: die Kenntnis der Abhängigkeit des eigenen Gewinns vom jeweiligen Akteur in der Lieferkette, eine hoch automatisierte, tagesaktuelle Datenerhebung – mithilfe kostengünstiger Cloud-Technologien – sowie eine tief gehende Verankerung des Risikomanagements in die Ablauforganisation.

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Artikel Risikomanagement in globalen Lieferketten: Ja, aber wie?
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