Gastkommentar: DLT - Wir sind Blockchain!

Prof. Dr. Michael Henke, Institutsleiter am Fraunhofer IML und Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmenslogistik der TU Dortmund Bild: Fraunhofer IML
Prof. Dr. Michael Henke, Institutsleiter am Fraunhofer IML und Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmenslogistik der TU Dortmund Bild: Fraunhofer IML
Redaktion (allg.)

Wir sind Blockchain Europe! Das ist der Slogan für den Aufbau des Europäischen Blockchain-Instituts in NRW. Warum sind wir Blockchain? Weil die Wirtschaft der Zukunft ohne Blockchain nicht funktionieren wird. Weil mit zunehmender Automatisierung und Autonomisierung die Vielzahl der Verhandlungen, Transaktionen und Zahlungen eine entsprechende Technologie braucht, welche die Blockchain uns bereits heute zur Verfügung stellt – wenn wir denn ihre reichen Potenziale durch die Verbindung mit dem Internet der Dinge (IoT) und künstlicher Intelligenz (KI) nutzen!

Das ist eine ganz zentrale Idee des Projekts zur Gründung des Europäischen Blockchain-Instituts in NRW. Dieses Projekt beschäftigt sich mit vielen aktuellen Herausforderungen in Logistik und Supply Chain Management. Da wäre zum Beispiel der Unionszollkodex der EU (UCC), für dessen effiziente und durchgängige Umsetzung in nationalen Systemen wir momentan einen Blockchain-basierte Version der Zoll-Software ATLAS (Automatisiertes Tarif- und Lokales Zollabwicklungssystem) entwickeln. Denn im Moment herrscht bei der Zollanmeldung und -abwicklung noch die gewohnte babylonische Sprachverwirrung. Allein 2019 lag der EU-Anteil am Welthandel bei rund 15 Prozent mit über 850.000 Zollanmeldungen – pro Tag! Davon ein Großteil immer noch auf Papier und mit den unterschiedlichsten Anforderungen in den einzelnen Ländern. Wenn hier eine Blockchain-Lösung zur Harmonisierung beitragen kann, wäre dies ein Riesenschritt in Richtung eines freien Handels, der dieses Attribut auch verdient, und ein Beispiel für die Segnungen der neuen Technologie.

Ein weiteres Beispiel dafür ist der Prototyp eines Blockchain-fähigen IoT-Device zur Echtzeit-Überwachung temperaturempfindlicher Waren, wie es zum Beispiel der Corona-Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer ist, der stark gekühlt gelagert und transportiert werden muss. Dieser Prototyp wird in naher Zukunft zu einer Serie von Blockchain-Devices weiterentwickelt werden, die dann aktiv per Smart Contract verhandeln, Transaktionen triggern und Zahlungen buchen werden. Aber bereits mit dem ersten Device konstituieren wir, was viele Praktiker offenbar brauchen, um die enormen Potenziale der Technologie zu heben: Blockchain zum Anfassen. Warum sollte man sie anfassen? Weil, wie mein Institutsleiter-Kollege Michael ten Hompel so schön sagt, für die nächste Zukunft gilt: „Ohne Blockchain kein Geschäft!“

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Seite 9 | Rubrik GASTKOMMENTAR