Gastkommentar: Blick nach London - Wissen anwenden, Fehler vermeiden

Neil Impiazzi, Partnership Development Director, Segro Bild: Segro
Neil Impiazzi, Partnership Development Director, Segro Bild: Segro
Redaktion (allg.)

Eine Wohnung, 250 Interessenten. Konstellationen wie diese gehören in deutschen Metropolen wie München oder Berlin zum Alltag. Vor diesem Hintergrund haben die Entwickler von urbanen Industrieflächen einen zunehmend schweren Stand, wenn es um Neubauvorhaben beziehungsweise die Ausweisung von Flächen geht.

Wer wie ich seit Längerem in London lebt, dem ist diese Problematik wohlbekannt. Auch in der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs wurde vor einigen Jahren eine Großoffensive zur Schaffung von Wohnraum angekündigt. Die Folge: Gewerbestandorte wurden im großen Stil zu Wohnkomplexen umgewidmet, weshalb sich ein eklatanter Mangel an Industrieflächen herausbildete.

Dadurch entstand ein mögliches Szenario, in dem die urbane Infrastruktur teilweise aus dem Gleichgewicht zu geraten drohte: Für die Belieferung von Einzelhändlern, Betrieben und Privathaushalten müssten perspektivisch immer weitere Fahrtwege in Kauf genommen werden. Die Straßen würden noch verstopfter, als es ohnehin der Fall war. Darunter würden letztlich auch die Anwohner leiden, in Form einer sinkenden Wohnqualität. Das Mayor of London’s Office als zuständige Instanz reagierte daher frühzeitig mit einer Richtlinie, die den Verlust von Industrieflächen begrenzt: Plant ein Immobilienentwickler eine Umwandlung von Industrie- zur Wohnnutzung, muss er an anderer Stelle Ausgleichsflächen schaffen.

Um in Deutschland einen ähnlichen Verlust von Industrieflächen zu vermeiden und ein Problembewusstsein zu schaffen, ist ein enger Dialog zwischen allen Beteiligten wichtig. Darüber hinaus lohnt auch im Hinblick auf vielversprechende Immobilienkonzepte der Blick nach London: Dort heißt es inzwischen nicht mehr Industrie oder Wohnen, sondern Industrie und Wohnen. Im Rahmen eines Pilotprojekts wird ein altes großflächiges Fabrikareal teilweise zum urbanen Produktions- und Logistikstandort, teilweise zum Wohnquartier revitalisiert.

Projekte wie dieses zeigen, dass sich Immobilienentwickler und -nutzer wie auch Kommunen gleich zweifach an London orientieren können: erstens, um Fehler zu vermeiden. Und zweitens, um die bewährten Konzepte in der Themse-Metropole auf die Gegebenheiten der deutschen Ballungszentren zu übertragen.

Neil Impiazzi, Partnership Development Director, Segro

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Artikel Gastkommentar: Blick nach London - Wissen anwenden, Fehler vermeiden
Seite 8 | Rubrik GASTKOMMENTAR