Transportrecht: Transportrechtsjuristen mit Mangel an Ausbildungsoptionen

Prof. Dr. Wolf Müller-Rostin, Vorsitzender der Deutschen ­Gesellschaft für Transportrecht (Foto: Müller-Rostin)
Prof. Dr. Wolf Müller-Rostin, Vorsitzender der Deutschen ­Gesellschaft für Transportrecht (Foto: Müller-Rostin)
Redaktion (allg.)
Gast-Kommentar

Die Ausbildungsmöglichkeiten für junge Transportrechtsjuristen in Deutschland sind beschämend. Um nicht missverstanden zu werden: Beschämend ist nicht so sehr die geringe Zahl der Lehrstühle oder Institute, die sich an den Universitäten vertieft mit transportrechtlichen Fragen befassen; das ist bei der Spezialmaterie verständlich. Doch sollten eigentlich alle Rechtsfakultäten zumindest Grundzüge des Transportrechts vermitteln, das ein wesentlicher Bestandteil des Handelsrechts ist. Davon scheinen wir indes weit entfernt zu sein.
Eine vertiefte Ausbildung bieten in Deutschland im Wesentlichen drei Institute an: das Institut für Seerecht und Seehandelsrecht an der Universität Hamburg, das Institut für Luft- und Weltraumrecht an der Universität Köln und das Institut für Transport- und Verkehrsrecht an der Universität Mannheim, das sich primär dem Binnenschifffahrtsrecht widmet. Schon die Namen der Institute verdeutlichen, dass der Schwerpunkt der Lehre und Forschung hier auf dem Recht einzelner Verkehrsträger liegt. Die Institute bieten zwar Gewähr für die Lehre im Rechtsgebiet des jeweiligen Verkehrsträgers, doch an Deutschlands Universitäten fehlt die vertiefte Lehre und Forschung auf dem Gesamtgebiet des alle Verkehrsträger übergreifenden nationalen und internationalen Transportrechts.
Zum Transportrecht zählen neben dem Recht der einzelnen Verkehrsträger unter anderem auch das Speditionsrecht, das Lagerrecht, das Recht der Haftung beim Transport gefährlicher Güter, das Zollrecht und das Transportversicherungsrecht. Diese Vernachlässigung des Transportrechts wiegt umso schwerer, als Deutschland lange Jahre hinweg als Exportweltmeister galt. Handel benötigt nicht nur gut ausgebildete Spediteure, sondern auch gut ausgebildete Juristen, denen schon auf der Universität das Rüstzeug vermittelt wird, um die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Handel zu gestalten. Dieser wichtigen Aufgabe sollten sich verstärkt die Universitäten verpflichten.

◂ Heft-Navigation ▸

Artikel Transportrecht: Transportrechtsjuristen mit Mangel an Ausbildungsoptionen
Seite | Rubrik