Frischelogistik und Kühltransporte: Dachser & Kraftverkehr Nagel nach Ausstieg von DHL: Alles blau, oder?

Carsten Stelter, Supply Chain Director Germany & Switzerland, Danone GmbH | Bild Danone
Carsten Stelter, Supply Chain Director Germany & Switzerland, Danone GmbH | Bild Danone
Redaktion (allg.)
Gast-Kommentar

Gelb/blau und beige/blau sind die einzigen Farben, die in der Frischelogistik noch nationale Netzwerke anbieten. Seit dem Ausstieg von DHL aus den gekühlten Transporten, der im Januar 2013 angekündigten Schließung von Kühllägern und dem damit verbundenen Auseinanderbrechen von Profresh, einem Verbund kleiner und größerer Mittelständler an der Seite von DHL, bleiben prinzipiell noch die Dienstleister Dachser und Kraftverkehr Nagel übrig, die flächendeckend Kühltransporte im Bereich Sammelgut anbieten können. Kleinere und größere lokale Transportunternehmer fahren damit ausschließlich als
Vertragspartner.

Die Leistung der Beiden kann sich durchaus sehen lassen. De facto werden aber immer mehr Mittelständler aus dem Geschäft verdrängt, da es kaum möglich ist, als Kleiner gegen die Marktmacht der Großen zu konkurrieren. Sicher trägt die Industrie durch ihre Dienstleisterauswahl, die von Komplexitätsreduktion getrieben wird, einen Teil zur Problematik bei. Wenn Frischehersteller ganz Deutschland bedienen wollen und selbst keine Möglichkeit haben, ein komplexes Netzwerk mit verschiedenen mittelständischen Transportunternehmen zu betreiben, verbleibt für viele derzeit keine andere Wahl, als mit den beiden Netzwerkbetreibern zu arbeiten.
Dabei müsste das nicht so sein. Betrachtet man das beförderte Volumen allein im Bereich Frischelogistik, sieht man ganz klar, dass es ausreichend Platz für einen dritten oder vierten Netzwerk-Dienstleister im deutschen Markt gibt. Hier bin ich gespannt, was in den nächsten Jahren passieren wird: Konsolidierung und ein Risiko steigender Preise laden immer dazu ein, dass Wettbewerber in den Markt einsteigen. Möglich wären sowohl ausländische Unternehmen, die in Deutschland noch nicht präsent sind, oder ein neuer Zusammenschluss des noch verbleibenden deutschen Mittelstands.
Chancen rechne ich auch anderen großen Unternehmen aus dem Bereich Logistikdienstleistungen aus, die sich bisher noch nicht in der Frischelogistik engagiert haben, zumal durch den immer stärker wachsenden Onlinehandel mit Lebensmitteln auch neue Märkte entstehen. Bis dahin bleibt den Frischeherstellern hauptsächlich nur blau – mit gelb oder beige.

◂ Heft-Navigation ▸

Artikel Frischelogistik und Kühltransporte: Dachser & Kraftverkehr Nagel nach Ausstieg von DHL: Alles blau, oder?
Seite | Rubrik