Logistik Wörterbuch
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Nur wer sich gut führen lässt, wird eine gute Führungskraft. Vier Schritte erleichtern den Weg dorthin. Wer Karriere machen möchte, kommt in aller Regel am Führen nicht vorbei. Ohne Führungswillen und Führungsbereitschaft sind die Möglichkeiten des beruflichen Aufstiegs und größerer Verantwortung begrenzt. Darum richtet sich die ganze Aufmerksamkeit von karriereorientierten Personen darauf, wie man eine kompetente Führungskraft wird. Aber auch in den Personalentwicklungabteilungen liegt der Fokus darauf, über Trainings und Seminare dazu beizutragen, gute Führungskräfte zu entwickeln und sie zu fördern. Diese Perspektive beinhaltet jedoch eine verdeckte Einseitigkeit, deren Brisanz nicht zu unterschätzen ist. Denn – zum Führen gehören immer (mindestens) zwei: Einer der führt und einer oder mehrere, die sich führen lassen. Führung ist also ein gemeinschaftlicher Vorgang und meist ist die Führungskraft auch gleichzeitig Geführter.
Es ist erstaunlich, dass der Frage so wenig Bedeutung beigemessen wird, welchen Anteil an Verantwortung der Geführte an dem Produkt „gelingende Führung“ hat und welche persönlichen Fähigkeiten es braucht, um sich gut führen zu lassen. Zudem ist es psychologisch gesehen so, dass jemand, der sich nicht führen lassen kann, in bestimmter Hinsicht auch schlecht führen kann. Aus diesen Gründen lohnt es sich, über die Kunst des Sich-führen-lassen nachzudenken.
Nehmen Sie sich, bevor Sie nach diesem Absatz weiter lesen, kurz Zeit um sich folgende Fragen zu beantworten:
Wenn Sie jetzt Ihre Antworten mit denen von anderen Lesern vergleichen könnten, dann wären Sie vielleicht überrascht, wie unterschiedlich die Antworten ausfallen. Was dem einen Vertrauen ermöglicht, gilt dem anderen als Schwäche. Was der eine als durchsetzungsstark empfindet, ist für den anderen Sturheit und Engstirnigkeit. Die Liste ließe sich endlos verlängern. Schon aus diesem einfachen Gedankengang ergibt sich, wie problematisch es ist, wenn man gute Führung einseitig als eine Eigenschaft der Führungskraft ansieht. Denn, was für den einen Mitarbeiter gut ist, ist für den anderen der Albtraum.
Unterschiedliches Empfinden
Dies hängt damit zusammen, dass die jeweiligen persönlichen Erfahrungen mit Autoritätspersonen ausgesprochen unterschiedlich sind. Während die einen gelernt haben, dass es wichtig ist, sich anzupassen und nicht zu widersprechen, sind andere davon geprägt, eher rebellisch und mit Widerstand auf alles, was von oben kommt zu reagieren. Manche sind froh, wenn sie „den Alten“ nicht sehen, andere wieder wollen ständig gelobt und angespornt werden, die dritten reagieren auf Lob eher allergisch. Auch diese Liste ist endlos. Diese inneren Einstellungen werden allerdings von den allermeisten Menschen nicht reflektiert und stehen als bewusstes Wissen nicht zur Verfügung. Dadurch sind diese inneren Haltungen allerdings umso wirksamer und werden unerkannt in gegenwärtige Führungsbeziehungen übertragen. Um sich führen lassen zu können (und um zu führen), ist es folglich von hoher Bedeutung, die eigene Grundhaltung gegenüber Autoritäten aufzuklären und ggf. zu bearbeiten. Je unflexibler und je emotionsgeladener die eigenen Reaktionen sind, desto problematischer. Je mehr Druck man hat, sich über Führungskräfte aufzuregen, desto skeptischer sich selbst gegenüber sollte man sein.
Was braucht es nun, um ein selbst-"bewusster" Mensch zu werden, der gut führen kann, weil er sich gut führen lassen kann?
Wer diese vier Schritte in seiner Entwicklung getan hat, der ist in der Lage, selbst als Führungskraft besonders erfolgreich zu sein. Man neigt dann nämlich nicht mehr so leicht dazu, Reaktionen von Mitarbeitern persönlich zu nehmen. Stattdessen erkennt man instinktiv und intuitiv die Bedürfnisse und Ängste, die sich hinter schwierigen Verhaltensweisen verbergen. Wer diese erkennt, kann auf sie antworten und muss sie nicht bekämpfen – was die allermeisten Führungskräfte leider tun. Druck und Drohungen sind die Mittel der Wahl. Dass man damit dieselben unnützen „Waffen“ wählt, wie früher die Eltern und Lehrer, merkt man selbst schon nicht mehr. Nur wer selbst aus der Pubertät seelisch herausgewachsen ist, kann in der Führungsrolle reif und souverän handeln. Darum sind Führen und Sich-führen-lassen ein Zwillingspaar. Wer das letztere nicht kann, kann auch das erstere nicht.
Autor:
Klaus Eidenschink, Geschäftsführer der Beratungsfirma Eidenschink & Partner (www.Eidenschink.de) und Leiter von Hephaistos, Coaching-Zentrum München (www.Coaching-Zentrum.de)
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