Lexikon der Logistik
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Industrie und Logistik 4.0, Predictive Maintenance, digitale Zwillinge, Plattformökonomie und die erweiterte Zusammenarbeit von Mensch und Maschine: Die Industrieleistungsschau HANNOVER MESSE, die vom 1. bis 5. April 2019 ihre Tore auf dem Messegelände in Hannover öffnet, hat sich für dieses Jahr ein breites Spektrum an Themen auf die Fahnen geschrieben.
„Die HANNOVER MESSE ist die weltweit einzige Plattform, auf der die Komponenten und Systeme des Maschinen- und Anlagenbaus sowie der Elektrotechnik mit den digitalen Technologien von Software und IT-Unternehmen verschmelzen“, sagt Dr. Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Messe AG und Verantwortlicher der Leistungsschau. „Nur in Hannover bekommen Besucher aus der produzierenden Industrie und der Energiewirtschaft einen umfassenden Blick in die industrielle Zukunft und finden die besten technischen Lösungen für ihre Unternehmen.“
Unter dem Leitthema „Integrated Industry – Industrial Intelligence“ nimmt der Veranstalter, die Deutsche Messe AG, nach eigenen Angaben das Zusammenspiel von Automatisierungs- und Energietechnik, Intralogistik, IT-Plattformen und innovativen Technologien in den Fokus. Zwei hochaktuelle Themen stünden dabei besonders im Vordergrund: künstliche Intelligenz und Machine Learning. „Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, die Industrie zu revolutionieren“, sagt Köckler. „In Zukunft steuern KI-Technologien vernetzte Produktionsanlagen und verbessern die Systeme. So steigen die Qualitätsstandards. Herstellungsprozesse werden flexibler und kosteneffizienter.“
Beide Technologien sollen es Unternehmen aus Industrie und Produktion ermöglichen, Daten aus unterschiedlichen Quellen zu verknüpfen, Fehler vorauszusehen und Probleme frühzeitig zu beheben. „Auf Basis von Daten ermöglicht KI eine fortlaufende Verbesserung der Prozesse“, erläutert Köckler. „Daraus ergeben sich enorme Vorteile für Produktivität und Qualität. Das ist eine große Chance auch für den Standort Deutschland.“ Denn: KI schaffe vor allem Raum für neue Ideen, so der Messeleiter. Das könnten sowohl bestehende Produkte sein, die um digitale Services erweitert werden als auch komplett neue Geschäftsmodelle.
Was bereits möglich ist oder in naher Zukunft zum Portfolio des Machbaren gehören wird, möchte die Messe dabei nach eigenen Aussagen auch jenseits der Theorie zeigen. So befänden sich unter den Exponaten der insgesamt 6.500 Aussteller aus 75 Ländern rund 100 konkrete Anwendungsbeispiele für Machine Learning.
Gezeigt werden der Deutschen Messe zufolge Roboter, die Aufgaben in der Fabrik eigenständig lösen und ihr Wissen an andere Maschinen weitergeben. Oder KI-Systeme, die bei Reparaturmaßnahmen detaillierte Instruktionen geben und den Techniker bei der Ausführung begleiten. Das System werde dabei im Dialog mit dem Menschen immer besser, weil es mit jeder neuen Fragestellung und jedem Feedback weiter dazulernt.
In diesem Zusammenhang präsentiert etwa das Technologieunternehmen Siemens das Modul „SIMATIC S7-1500 TM NPU“, das nach Herstellerangaben komplexe maschinennahe Aufgaben mithilfe künstlicher Intelligenz und auf Basis neuronaler Netzwerke lösen kann. Weil dadurch keine Programmierung spezieller Algorithmen für jedes Produkt notwendig ist, sei es möglich Automatisierungsprozesse schneller und einfacher an sich verändernde Umstände anzupassen.
Wie aus der KI-gesteuerten Auslese von Sensordaten und Umgebungsinformationen ganzheitliche und aussagekräftige Analysen für intelligente Produktionsprozesse werden, möchte der Automatisierungsspezialist Festo auf der HANNOVER MESSE zeigen. Unter dem Motto „#higherproductivity“ können sich Interessierte am Messestand des Unternehmens anhand von fünf Stationen präsentieren lassen, wie durchgängige Vernetzung Planung, Inbetriebnahme, Betrieb, Monitoring und Wartung einer Anlage vereinfacht.
Mit dem Leitthema Industrial Intelligence ist nach Aussagen des Messeveranstalters allerdings noch mehr gemeint als bloße Technologie: nämlich die digitale Vernetzung von Menschen und Maschinen im Zeitalter künstlicher Intelligenz. Der Mensch stehe dabei weiterhin ganz klar im Mittelpunkt, wie Köckler in einem Statement im Vorfeld der Leistungsschau bekräftigte: „Wenn wir von den Vorzügen künstlicher Intelligenz sprechen, heißt das nicht, dass wir auf die menschliche Intelligenz verzichten könnten. Im Gegenteil“, so der Messeleiter. „Verantwortungsbewusstsein, Kreativität und Führung – mit diesen Eigenschaften wird der Mensch in Zukunft weiterhin die wichtigste Rolle in der Industrie spielen.“
Mensch und Maschine
Deshalb widme sich die HANNOVER MESSE auch der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Einen wesentlichen Beitrag solle hierzu der neue Kongress „Future of Work in Industry“ leisten, der am dritten Messetag stattfindet. Am 3.April kommen laut Deutscher Messe für die Veranstaltung rund 300 Experten, Vordenker und Führungskräfte der Industrie zusammen, um über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Qualifikation und Organisation der Arbeit zu diskutieren – darunter Philosoph und Autor Richard David Precht, Siemens-Personalchefin Janina Kugel oder der „HumanCyborg“ Ralf Neuhäuser.
Basis für die umfassende Digitalisierung von Produktion und Logistik soll der neue Mobilfunkstandard 5G sein. Besonders für die Industrie sei diese Mobilfunkgeneration ein wichtiger Meilenstein, da er Zukunftstechnologien wie das maschinelle Lernen in der Produktion oder autonomes Fahren erst anwendungsreif mache. Ein Thema, an dem auch die HANNOVER MESSE nicht vorbeikomme, wie Köckler ausführt: „5G wird die Industrie in die Lage versetzen, das ganze Potenzial von Industrie 4.0 zu heben.“ Wie das genau aussehen wird, zeigt die Leistungsschau nach Eigenangaben in Halle 16 mit einem Blick in die 5G-Zukunft. Gemeinsam mit dem Netzausrüster Nokia werde dort die „5G-Arena“ errichtet – ein Testfeld, in dem erste Anwendungen vorgeführt werden. Zugleich diene die Sonderfläche als Anlaufpunkt für alle Fragen der Industrie rund um den künftigen Standard. Informieren könnten sich Fachbesucher laut Messegesellschaft zum einen im Rahmen von Expertengesprächen und zum anderen innerhalb einer Anwenderkonferenz des Landes Niedersachsen.
Neben Lösungen und Technologien rund um Fertigung und Industrie soll auch die zunehmende Verschmelzung von Produktion und Logistik eine Rolle auf den 496.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche spielen. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung der Geschäftsprozesse und der Implementierung von Industrie-4.0-Konzepten gehe der Trend aus Sicht der Messemacher eindeutig über das Zusammenwachsen aller Teilprozesse hin zu durchgängigen digitalen Wertschöpfungsketten. Darauf reagieren die Anbieter entsprechender Lösungen: „Wir bieten unsere Produkte zunehmend als integrierte Softwaresuite an“, erläutert etwa Karsten Pierschke, Leiter Investor Relations und Konzernkommunikation der PSI Software AG.
Losgröße 1 meistern
Viele Kunden wünschten sich immer häufiger individuelle Ausprägungen von Produkten. In Fertigung und Logistik führe das zwangsläufig zu Losgröße 1. Gleichzeitig soll die Lieferung zu einem klar definierten Zeitpunkt erfolgen – in den meisten Fällen umgehend. Damit Industrieunternehmen auch bei solchen Anforderungen wirtschaftlich arbeiten können, bedarf es dem Messeverantwortlichen zufolge einheitlicher und integrierter Prozesse von Wareneingang über Produktion und Montage bis hin zum Versand. Ein intelligentes Manufacturing Execution System (MES) bilde dabei in modernen Fertigungsumgebungen ein Kernelement zur Digitalisierung von Wertschöpfungsprozessen.
„Wir unterstützen produzierende Unternehmen dabei, mithilfe unseres WMS „viadat“ alle Informations- und Güterflüsse ganzheitlich entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu organisieren“, sagt Dr. Harald Göbel, COO bei Viastore Software. „Wir vernetzen Materialflüsse über die klassischen Grenzen hinweg, indem wir Logistik und Produktion wirkungsvoll durch WMS und MES integrieren. Dazu arbeiten wir eng mit den Experten von MPDV Mikrolab zusammen. Denn nur eine durchdachte Gesamtanlage mit optimalem Zusammenspiel zwischen Software und Systemen schafft die Basis für eine zukunftsfähige Intralogistik.“
Sandra Lehmann
Bilder: Deutsche Messe AG
„Wir unterstützen produzierende Unternehmen dabei, Informations- und Güterflüsse entlang der Wertschöpfungskette zu organisieren.“
Dr. Harald Göbel, COO, Viastore Software
Wie jedes Jahr auf der HANNOVER MESSE rückt auch 2019 ein Land in den Fokus der Leistungsschau. Das Partnerland 2019 ist Schweden. Im Fokus des schwedischen Auftritts stehen die Themen Zusammenarbeit, Innovation und digitale Transformation.
Das Partnerland zieht nicht nur die Aufmerksamkeit von Fachbesuchern und Medien auf sich, sondern spielt auch auf politischer Ebene eine Rolle, so die Angaben des Veranstalters, der Deutschen Messe AG. Schweden folgt als Partnerland auf Mexiko, das 2018 im Fokus stand.
Dass die Wahl auf Schweden fiel, hat den Messemachern zufolge nicht nur etwas mit der stetig wachsenden Wirtschaft des Landes zu tun. Auch im internationalen Vergleich belege Schweden in verschiedenen Bereichen die vorderen Plätze: egal ob Wirtschaftsklima oder Start-ups. In den vergangenen Jahren hatte sich die Zahl schwedischer Aussteller nach Angaben der Deutschen Messe auf der Leistungsschau verdoppelt.me
Das Leitthema „Integrated Industry – Industrial Intelligence“ der HANNOVER MESSE 2019 wird von einem vielfältigen Rahmenprogramm begleitet. Auf verschiedenen Foren, Symposien, Tagungen und Vorträgen können Besucher ihr Wissen in den Bereichen der digitalen Fabrik vertiefen und mit Experten in Kontakt treten. Der Ausstellungsbereich „Young Tech Enterprises“ gibt außerdem der neuen dynamischen Tech-Gründerszene eine Plattform zum Austausch von Know-how.
Für Messebesucher sollen Guided Tours innerhalb von rund zwei Stunden einen Überblick zu unterschiedlichen Themen wie etwa „Predictive Maintenance 4.0 (#4)“, „Industrie 4.0 & Industrial Internet (#2)“ oder „Innovative Industrielogistik (#5)“ geben. Für eine solche Tour sollte man sich im Vorfeld anmelden; die Teilnahmegebühr beträgt 18 Euro pro Person. Kostenlos ist hingegen die „Red Carpet Route“, für die Besucher einfach dem roten Teppich durch die Ausstellungsbereiche Automation und IT folgen müssen.
Das Rahmenprogramm bietet aber noch mehr: So beschäftigt sich das Forum „Industrial Pioneers Summit“ beispielsweise mit der Frage „Was kommt nach Industrie 4.0?“. Auf der Bühne werden Visionäre, Vordenker und Innovationstreiber aus verschiedensten Bereichen reden.
Rund um Industrie 4.0 und deren Auswirkungen auf die Arbeitswelt von morgen dreht sich auch der Programmpunkt „Future of Work in Industry“ und der Vortrag „Arbeit 4.0: Akzeptanz als zentrale Herausforderung“, am Montag, 1. April um 16 Uhr, von Prof. Dr. Hartmut Hirsch-Kreinsen von der TU Dortmund.
Im Symposium „Additive Manufacturing“ können sich Besucher am 2. April zudem mit den Themen 3D-Druck, Hardware und Werkstoffe in der generativen Fertigung beschäftigen.
Die HANNOVER MESSE ist also nicht nur für Industrie und Maschinenbau ausgelegt, sondern versucht, die digitale Vernetzung von Menschen und Maschinen im Zeitalter der künstlichen Intelligenz zu beleuchten. Verschiedene Live-Demonstrationen und „Digitalisierung zum Anfassen“ sollen Besuchern das Thema näherbringen. me
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