Gastkommentar: Kontraktlogistik – Prozessverbesserung statt Technologieverliebtheit

Nahezu wöchentlich erhalte ich Mails von Start-up-CEOs mit höchst kreativen Ideen. Es sind Terminanfragen, die ich ja wohl, im Hinblick auf die Herausforderungen durch Industrie 4.0, nicht ablehnen werde. Eine nähere Präzisierung des Angebotes oder gar wirtschaftliche Erfolge scheinen nicht erforderlich, Technologie als Selbstzweck.

Wie sieht die Realität aus: Multi-User-Standorte, heterogene Produkte, manuelle Tätigkeiten, kontinuierliche Veränderungen, eine Vielfalt von Partnern und Kunden. Dies bedeutet, dass vollautomatische Läger und Pick-Roboter eher seltener sind. Wie sieht dann die Roadmap für den Logistikdienstleister aus? Es sind die kleinen, systematischen Schritte in flexible Systeme. Digitale Werkzeuge und Technologien müssen strukturiert werden. Flexibel einsetzbar wären autonome Systeme, doch gerade am Beispiel Fahrerlose Transportsysteme wird klar: Es bedarf einer hohen Standardisierung in Teilprozessen, die in komplexen Lägern nicht so häufig anzutreffen sind. So können wir Stück für Stück die Effektivität in den Prozessen steigern, können flexibel reagieren, haben skalierbare Investitionen und überschaubare Abschreibungszeiten.

Wer sich beim Thema Innovation also nicht sicher ist, den kann ich ermutigen: Disruptive Veränderungen sind in der Kontraktlogistik eher selten, es lohnt sich, systematisch die vielfältigen Bausteine der Automatisierung und Digitalisierung in überschaubaren Pilotprojekten zu prüfen und einzuführen. Es ist wichtig, Mut zu Veränderungen und Kreativität zu machen. Genauso wichtig ist es aber, den gesunden Menschenverstand zubehalten und der Mathematik Raum zu geben, die in unserem Streben nach nachhaltigem Gewinn eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.