Emanzipation der Logistik eröffnet neue Karrierechancen - Vom Erfüllungsgehilfen zum Vordenker

Redaktion (allg.)

Die Logistik hat den Wandel vom administrativen Erfüllungsgehilfen der operativen Unternehmensfunktionen zur strategisch bedeutsamen Disziplin vollzogen. Die gewachsene Bedeutung dieser Querschnittsdisziplin bietet gerade Hochschulabsolventen viele neue Tätigkeitsfelder – zugleich erweitern und ändern sich die logistischen Anforderungsprofile erheblich.

Wohl keine Disziplin hat innerhalb der zurückliegenden zwei Jahrzehnte einen ähnlich rasanten und tief greifenden Wandel vollzogen wie die Logistik. Die Fokussierung auf das Optimieren von Prozessen und Prozessketten wich dem Ziel des Aufbaus von Wertschöpfungsketten und Netzwerken. Die funktionale Integration wurde abgelöst durch die unternehmensübergreifende Integration dieser Wertschöpfungsketten. Heute werden Supply Chains zu globalen Netzwerken zusammengeführt – die Spirale der Komplexität in der Logistik scheint einen neuen Höhepunkt gefunden zu haben.

Prof. Dr. Helmut Baumgarten, der diese Entwicklung der Logistik so treffend zusammenfasste, stellt in seiner Studie „Trends und Strategien der Logistik“ zugleich fest, dass mit zunehmender Vernetzung der Wertschöpfungspartner heute bereits 39 und zukünftig 62 Prozent der von ihm befragten Unternehmen das unternehmensübergreifende Wissensmanagement als eine vordringliche Aufgabe ansehen.


Der Grund: Die Logistik bewegt heute nicht nur stetig wachsende Güterströme, sie ermöglicht vor allem die zielgerichtete Steuerung und Verwendung von Informationen auf ihrem Weg durch Unternehmen und Supply Chains. Salopp ausgedrückt: Nicht die Sackkarre, sondern der Laptop ist heute und in Zukunft das entscheidende Arbeitsgerät des Logistikers.


Im selben Maße, wie sich die Logistik vom administrativen Erfüllungsgehilfen hin zu einer Querschnittsfunktion von unternehmensstrategischer Bedeutung emanzipiert, verstehen auch immer mehr Unternehmen ihre Logistik-dienstleister als gleichberechtigte Business-Partner. Dieser Schritt bringt unweigerlich einen erhöhten Bedarf an logistisch hochqualifizierten Fach- und Führungskräften bei den Dienstleistern mit sich. Doch was heißt vor dem Hintergrund des permanenten Wandels eigentlich „logistisch qualifiziert“?


Mega-Trends verändern das Berufsbild des Logistikers

Als die vier Mega-Trends, die das Berufsbild des Logistikers beeinflussen, identifizierten Prof. Baumgarten und Co-Autor Jack Thoms neben dem angesprochenen Wissensmanagement die Fähigkeit zur Steuerung von Supply Chains, ihre Verknüpfung mit anderen Wertschöpfungsketten sowie die Konvergenz von Handel und Konsumgüterindustrie. Auf Basis dieser Determinanten beschreiben sie die heutigen und zukünftigen Anforderungs-profile des akademisch ausgebildeten Logistikers. Bei den fachlichen Kenntnissen steht das Logistik-Management nach wie vor an erster Stelle. Den größten Bedeutungssprung macht jedoch das Supply Chain Management. Auch Informatik, Fremdsprachen und strategische Planung gewinnen erheblich an Gewicht, während der Rang rein technischer Kenntnisse wie z.B. Logistik-Technologien im Anforderungsprofil stagniert. Bei den „Soft skills“ stehen ganzheitliches und analytisches Denken ganz oben auf der Liste der notwendigen Fähigkeiten, den größten Sprung vollziehen die Skills „Teamorientierung“ und „Mitarbeiterführung“.


Ein ähnliches Bild zeichnete Prof. Dr. Michael Hülsmann von der Universität Bremen auf dem Bremer Logistiktag 2004: Er erhob in den Unternehmen die tatsächlich nachgefragten Kompetenzen des logistischen Fach- und Führungskräfte-Nachwuchses. Seine Untersuchung ergab, dass bei den fachlich-inhaltlichen Kompetenzen „Projektmanagement“ und „Fachwissen Logistik“ am gefragtesten sind. Bei den sozialen Kompetenzen ortete Hülsmann am häufigsten den Wunsch nach „Teamfähigkeit“, mit etwas Abstand gefolgt von „Leistungsorientierung“, „Selbstmanagement“ und „Durchsetzungsvermögen“. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass unter den fachlich-methodischen Fähigkeiten die Berufserfahrung mit großem Vorsprung als wichtigste Tugend gewertet wurde.

Autor: Oliver Roentgen, Senior General Manager People Development TNT Express GmbH, Troisdorf

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