Warum Zalando abgemahnt wurde

Editorial Newsletter LOGISTIK HEUTE weekly

Guten Tag, ich weiß nicht, wie Ihr Freundeskreis aussieht, aber meiner ist, abgesehen von den „Friends“ in sozialen Netzwerken, zu 90 Prozent frei von Logistikern und SCM-Experten. Bei diesen langjährigen Freunden ecke ich bei geselligen Abenden gelegentlich mit meinen Anekdoten aus der Lieferkettenwelt etwas an. Und dann sehe ich mich mit abrupten Themenwechseln konfrontiert, die in etwa nach folgendem Schema laufen: „Lass mal die Logistik Logistik sein. Wann kickt eigentlich XY gegen YX in der ersten Bundesliga?“

Meistens verstehe ich den Wink mit dem Zaunpfahl und wechsle bereitwillig zum zweitwichtigsten Thema der Welt. Gestern aber lauschten meine Freunde ausnahmsweise mal meinen Worten. Ich konnte berichten, dass Zalando abgemahnt wurde. Weil der Onlinehändler mit Floskeln wie nur „drei Artikel verfügbar“ den Verbrauchern eine Warenknappheit vorgegaukelt hatte, die oft nicht der Realität entsprach (siehe News der Woche). Recherchen des „NDR“ zeigten, dass man viel mehr Exemplare bestellen konnte, als auf der Website als verfügbar angegeben waren.

Die Wettbewerbszentrale hat Zalando jetzt barsch zurückgepfiffen. Hat mich nicht gewundert. Was mich aber an der Sache stutzig machte, war die Stellungnahme des Unternehmens. Der Hinweis „drei Artikel verfügbar“ bedeute, „dass der Lagerbestand zwar gering sei, aber mindestens drei Artikel verfügbar seien“. Will uns Zalando damit sagen, dass seine Logistiker nicht exakt wissen, wie viele Artikel sie auf Lager haben? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Onlinehändler keine Transparenz über seine gesamte Kette hat.

Falls die Zalando-Logistiker tatsächlich manchmal im Dunkeln der Bestände tappen, empfehle ich einen Besuch beim Teleshoppingspezialisten HSE24. Vor einigen Jahren wurde ich ins Fernsehstudio des Unternehmens in der Nähe von München eingeladen, wo ich auch hinter die Kulissen blicken durfte. Der Hingucker: zwei Monitore eines Producers. Auf dem einen sah ich die Echtzeitbestellungen – auf dem anderen die Echtzeitbestände. Völlige Transparenz, bis zum letzten Paar Socken. So ein Anblick würde bei den Zalando-Leuten bestimmt einen Schrei vor Glück auslösen.

Ich wünsche Ihnen einen Tag mit vollem Durchblick und grüße herzlich,

Thilo Jörgl
Chefredakteur LOGISTIK HEUTE

P.S.: Kommende Woche veröffentlichen wir ein Video über Nokia Networks. Das Unternehmen wurde auf der EXCHAiNGE-Konferenz im Juni 2015 mit dem Supply Chain Management Award ausgezeichnet. Kurze EXCHAiNGE-Videos über Informationslogistik, Kundenbindung und Ethik in der Supply Chain finden Sie jetzt schon online

Thilo Jörgl
ehem. Chefredakteur (bis 2018)

Kostenlos Newsletter LOGISTIK HEUTE weekly abonnieren





Weitere Newsletter-Editorials

Editorial Newsletter LOGISTIK HEUTE weekly

Guten Tag, „Mobilität bedeutet Freiheit, Teilhabe, Unabhängigkeit. Sie zu ermöglichen ist unsere wichtigste Aufgabe“, begann Bundesverkehrsminister Volker Wissing am 24.

Therese Meitinger
Redakteurin
Editorial Newsletter LOGISTIK HEUTE weekly

Guten Tag, Waren im Wert von 298,6 Milliarden Euro wurden im Jahr 2022 zwischen Deutschland und der Volksrepublik China gehandelt, so Zahlen des Statischen Bundesamts.

Therese Meitinger
Redakteurin
Editorial Newsletter LOGISTIK HEUTE weekly

Guten Tag, 2023 ist ein Messejahr, wie es lange keines mehr gegeben hat: Leistungsschauen, die momentan zuhauf stattfinden, eröffnen mit ausgebuchten Hallen und schließen ihre Pforten mit Besucherrekorden.

Sandra Lehmann
Redakteurin
Editorial Newsletter LOGISTIK HEUTE weekly

Guten Tag, ein Paukenschlag aus Hamburg – die Otto Group setzt künftig auf KI-gesteuerte Roboter.

Matthias Pieringer
Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
Editorial Newsletter LOGISTIK HEUTE weekly

Guten Tag, endlich ist es wieder so weit: Seit 9:30 Uhr haben die Besucher Zutritt zur transport logistic 2023 auf dem Münchner Messegelände.

Matthias Pieringer
Chefredakteur (V.i.S.d.P.)