Guten Tag, die Transportlogistik hat ja viele Sorgenkinder: Da wären der Fahrermangel auf der Straße, die engeren Schwefeldioxidgrenzen in internationalen Gewässern und natürlich die Angst vor dem Brexit. Ergänzt wird die Reihe an Herausforderungen seit jeher immer wieder von Problemen auf der Schiene. Kaum ein Verkehrsträger, der so oft ins Tal der Tränen abrutscht wie der Güterzugverkehr. Zu schlechte Infrastruktur, zu wenig Flexibilität, mangelnde Digitalisierung – schlicht zu geringe Anreize für Unternehmen, ihre Waren mit dem Zug statt mit dem Lkw oder dem Schiff zu transportieren.
Gibt es in regelmäßigen Abständen immer wieder mal Anläufe aus Politik und Wirtschaft, die Vorteile der Schiene in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken und etwa die Klimafreundlichkeit des Verkehrsträgers zu promoten, hat das an der Realität noch nicht viel geändert. Der Güterzug ist und bleibt eher zweite oder dritte Wahl, wenn es um Transport geht.
Eine aktuelle Studie des Verbands der Güterwagenhalter in Deutschland und des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen legt nun nahe, dass die Möglichkeit zur Trendwende noch nicht ganz vorbeigezogen ist (siehe News der Woche). Wie man mithilfe eines Beratungsinstituts herausgefunden haben möchte, könnte der Güterverkehr auf der Schiene bis 2035 um 50 Prozent erhöht werden. Nötig ist dafür laut der Studie lediglich eine zusätzliche Investition des Bundes von 4,2 Milliarden Euro – wohlgemerkt über die nächsten 15 Jahre verteilt.
Sollte es nach den Jahren der Diskussion über eine Ertüchtigung der Schiene wirklich so einfach sein? Mitnichten. Zum einen zählt auch die Studie allein 17 Maßnahmen auf, die essenziell sind, um das genannte Ziel zu erreichen. Und noch wichtiger: Auch in diesem Fall ist in erster Linie die Politik gefragt – nämlich dahingehend, die erforderlichen Mittel noch im aktuellen Haushalt freizugeben. Ob das klappt, hängt auch davon ab, ob die Verantwortlichen einer weiteren Forderung der beiden Studieninitiatoren nachkommen: dem Verkehrsträger Schiene nun endlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Eine inspirierende Lektüre wünscht
Sandra Lehmann
Redakteurin LOGISTIK HEUTE
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