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Sperrung Rheintalbahn – Kommt der Kollaps?

Editorial Newsletter LOGISTIK HEUTE weekly

Guten Tag, ich gebe es offen zu: Ich bin eine Unke – und das ganz gern. Ich nehme mit Vorlieb das Schlimmste an und prophezeie Kollegen und Freunden mit großem Eifer den Zusammenbruch ganzer Systeme und Weltordnungen. Das tue ich in der Annahme, dass es in der Regel doch nicht so schlimm wird wie erwartet, ich aber für den Fall der Fälle katastrophenbereit bin. Man sollte also meinen, dass mich der Eintritt des Worst Case nicht so hart trifft. Tut er aber – zumindest, wenn es um Themen wie die Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene geht.

Was ist in den vergangenen Jahren nicht alles dafür getan worden, um das Thema ins Rollen zu bringen. Kein leichtes, eher ein zähes Unterfangen. Und dennoch nahmen Bahntransport und Kombinierter Verkehr langsam Fahrt auf und konnten sich dem Wettbewerber Straße wenigstens ein kleines Stück weit annähern. Autobauer und Chemieindustrie tragen einen großen Teil dazu bei.

Bemühungen, die nun durch ein einziges, schlecht geplantes Verkehrsbauprojekt zunichtegemacht werden könnten. Bereits vor rund zwei Wochen gab es an dieser Stelle Grund für unheilvolle Ahnungen, was die Sperrung der Rheintalbahnstrecke und die damit verbundenen Folgen angeht. Nun ist eingetreten, was Experten und Verbände längst vermutet haben: Die Transportkapazitäten auf der Schiene sind geschrumpft, die Fracht wandert auf die Straße zurück. Nur noch knapp ein Viertel des Normalvolumens läuft derzeit auf Umfahrungsstrecken über die Bahn. Zumindest sind 24 Verbände aus dem Schienengüterverkehr, dem Transport- und dem Umweltbereich in einem offenen Brief an die Verkehrsminister verschiedener Länder dieser Auffassung.

Und schlimmer noch: Glaubt man den Verbänden, dann steht uns bald der Kollaps der europäischen Bahnlogistik bevor (siehe News der Woche). Nicht zuletzt deshalb, weil nach knapp dreiwöchigem Stillstand auf einer europäischen Hauptverkehrsader noch immer kein zuverlässiger Ersatzverkehr eingerichtet werden konnte und sowohl die Deutsche Bahn als auch die Verkehrsminister der betroffenen Länder wenig bis keine Lösungen anbieten. Zumindest ist die DB nach heftiger Kritik nun eine Partnerschaft mit der österreichischen, französischen und der schweizerischen Bahn eingegangen. Bleibt zu hoffen, dass man den gemeinsamen Austausch konstruktiv nutzt und beim nächsten Ausfall vorbereitet ist – für den Fall der Fälle.

Einen katastrophenfreien Start in den Tag wünscht

Sandra Lehmann
Redakteurin LOGISTIK HEUTE
 
PS: Gute Vorbereitung und mehr Effizienz schaden auch in Sachen Supply Chain Management nicht. Die diesjährigen Finalisten des Supply Chain Management Awards, der am 26. September auf der Fachkonferenz EXCHAiNGE vergeben wird, haben sich um dieses Thema besonders verdient gemacht. Wie Airbus, Adidas, Covestro und Gries Deco ihre Liefer- und Wertschöpfungsketten auf Vordermann gebracht haben, erfahren Sie in unserer News und live auf der EXCHAiNGE. Dort haben alle Finalisten am ersten Kongresstag die Möglichkeit, im Rahmen einer Präsentation ihre Konzepte zu präsentieren. Moderiert wird die Finalistenrunde von Matthias Pieringer, stellvertretender Chefredakteur von LOGISTIK HEUTE.

Sandra Lehmann
Redakteurin

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