LPI-Report: Warum sich ein Weltmeister nicht ausruhen darf

Editorial Newsletter LOGISTIK HEUTE weekly

Guten Tag, es war so zu erwarten. Wir sind wieder Weltmeister! Nein, nicht im Fußball, sondern in der Logistik. Gestern hat die Weltbank wieder ihren bekannten „Connecting to Compete“-Report veröffentlicht, dem der alle zwei Jahre erhobene Logistics Performance Index (LPI) zugrunde liegt (siehe News der Woche). Auch LOGISTIK HEUTE hatte aufgerufen, bei dieser Umfrage, die 168 Länder in Sachen Logistik beleuchtet, mitzumachen.
 
Dass Deutschland inzwischen zum vierten Mal ganz oben im Ranking steht, überrascht nicht. Die meisten Unternehmen hierzulande haben schon vor Langem erkannt, dass ihr Erfolg oft stark von ihrer Logistik-Performance abhängt – und in diesen Bereich investiert. Auch die Politik hat – zumindest in weiten Teilen – schon mitbekommen, dass ohne eine funktionierende physische und digitale Infrastruktur das Exportland Deutschland kranken würde.
 
Ich höre jetzt schon wieder die Textbausteine, in denen Politiker den LPI zitieren und sich verbal auf die Schulter klopfen, wie grandios sie seien. Doch schon bei Jogis Jungs haben wir ja vor Kurzem gesehen, dass ein Auftritt mit viel Selbstbewusstsein und wenig Kampfgeist zum Stolpern führen kann. Als Weltmeister darf man sich nicht ausruhen.
 
Und wer sich den LPI mal genau zu Gemüte führt, kann herauslesen, wie unsere künftigen Hausaufgaben und Trainings aussehen müssen. In der Logistik droht ein massiver Mitarbeitermangel. Und zwar nicht nur bei Berufen mit geringer Qualifikation, wie der Report richtig widerspiegelt. Auch um hochqualifizierte Angestellte – allen voran Softwareexperten – streiten sich schon jetzt die Unternehmen in hochentwickelten Ländern wie Deutschland. Hier sind nicht nur die Firmen gefragt an Lösungen zu arbeiten, sondern auch die Politik. Unsere Volksvertreter müssten von der Grund- bis zur Hochschule Platz und Inhalte für das Thema Logistik schaffen.
 
Auch beim Thema Infrastrukturausbau ist Deutschland nicht immer weltmeisterlich unterwegs. Es ist zwar Geld da, aber Planungsverfahren ziehen sich bei uns oftmals über Jahre hin. Hier könnte die Politik mit neuen Gesetzen eingreifen. Sie muss nur wollen.
 
In Sachen Cyberangriffe kommt der Report zu dem, nur auf den ersten Blick beruhigenden, Ergebnis, dass Firmen aus hochentwickelten Ländern besser auf Angriffe aus dem Netz vorbereitet sind als Unternehmen aus weniger entwickelten Regionen. Das mag generell so zutreffen. Und die meisten Konzerne hierzulande haben ihre Hausaufgaben gemacht. Doch so mancher Mittelständler hat die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt und das Thema nicht ganz oben auf die Agenda gestellt. Ein Fehler. Denn die Erfahrung zeigt: Wer einmal Opfer eines Angriffs wurde und einen Riss in der Wertschöpfungskette erfahren musste, hatte ein Riesenproblem, Kunden zu beliefern. Da half es dann nicht viel, dass die betroffene Firma ihren Sitz im Land des Logistikweltmeisters hatte. Vor der Gefahr von Cyberangriffen auf Häfen und Schiffe hat erst vergangene Woche Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) gewarnt (siehe News) und die Auswirkungen der NotPetya-Attacke dargestellt: Dieser eine Angriff führte zu Frachtverzögerungen und Staus an fast 80 Häfen weltweit.
 
Eine erkenntnisreiche Newsletterlektüre wünscht

Thilo Jörgl
Chefredakteur LOGISTIK HEUTE

Thilo Jörgl
ehem. Chefredakteur (bis 2018)

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