Logistik-Indikator: Konjunktur trübt etwas ein

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Guten Tag, Deutschland trauert. Dieses Mal mit Belgien. Vergangenes Jahr trauerten wir mit Frankreich. Die Medien wiederholen immer wieder die Zahl der Toten und Verletzten. Und Politiker versprechen, den Kampf gegen den Terror zu verstärken. Das hieß es auch nach den Anschlägen in Paris. Europa, so scheint es, bewegt sich in einem Hamsterrad der Hilflosigkeit.
 
Angesichts dieser Lage fällt es schwer, über den logistischen Alltag zu schreiben. Doch das Thema Terror sollte nicht unseren ganzen Kopf einnehmen, auch wenn wir ihn stets im Hinterkopf behalten sollen.
 
In all den schrecklichen Nachrichten der vergangenen Tage gingen einige Wirtschaftsmeldungen etwas unter, die man aber durchaus näher betrachten sollte. Erstes gutes Zeichen: Am Dienstag meldete das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo), dass der Geschäftsklimaindex deutlich von 105,7 Punkte auf 106,7 Zähler gestiegen ist. Nach drei Rückgängen in Folge hatten Ökonomen eher mit einem moderaten Anstieg gerechnet. Die befragten 7.000 Manager beurteilten sowohl ihre Geschäftsaussichten für die nächsten sechs Monate als auch ihre Lage besser als zuletzt.
 
Zweites gutes Zeichen: Auch der ZEW-Index verzeichnete einen deutlichen Anstieg bei den Konjunkturerwartungen. Er stieg im März auf 4,3 nach zuvor 1,0 Indexpunkten.
 
Drittes gutes Zeichen: Der Logistik-Indikator für das erste Quartal. Handel und Konsumgüterhersteller berichten darin von guten Perspektiven und einer guten Lage (siehe News der Woche). Aber man muss die Meldung genau ansehen. Denn zum einen leiden beispielsweise Autohersteller und ihre Zulieferer etwas unter dem rückläufigen Geschäft in China, Südamerika und Russland. Zum anderen, und das ist der wichtigere Punkt, fallen sowohl die Lageeinschätzung als auch die Erwartungen bei den Logistikdienstleistern auf den schlechtesten Wert seit dem dritten Quartal 2012. Wir erinnern uns: Damals mussten die Logistiker eine sechs Monate dauernde Talsohle durchschreiten.
 
Die Umfrage wurde vor den Anschlägen in Brüssel durchgeführt. Offenbar hatten die Befragten die Griechenlandkrise, die Flüchtlingsprobleme, Brexit, Grexit & Co. im Hinterkopf. Auch die verstärkten Grenzkontrollen und die damit verbundenen längeren Lkw-Fahrten dürften wohl zu dieser Einschätzung beigetragen haben. An der politischen Großwetterlage kann ein einzelner Logistikdienstleister wenig ändern. Durchaus Spielraum hat ein Unternehmen aber, wenn es um strategische Entscheidungen, etwa Investitionen in die Digitalisierung, geht. Hier haben die Dienstleister, aber auch Industrie und Handel, das Heft selbst in der Hand.
 
Einen nachdenklichen Start in einen neuen Tag wünscht
 
Thilo Jörgl
Chefredakteur LOGISTIK HEUTE
 
P.S.: Auf der Fachmesse LogiMAT haben wir Experten für Fahrerlose Transportsysteme (FTS) auf einem Forum zusammengebracht, inklusive Thomas Dose von der BMW Group. Er hat uns auch ein Interview über das neue BMW-FTS gegeben, das wir auf Video aufgezeichnet haben. Ansehen lohnt sich!

Thilo Jörgl
ehem. Chefredakteur (bis 2018)

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