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Die Betuwe-Linie, eine Lektion in deutschem Protektionismus?

Editorial Newsletter LOGISTIK HEUTE weekly

Guten Tag, endlich kann der Ausbau der Betuwe-Linie in Deutschland beginnen! Die Eisenbahnstrecke zwischen Rotterdam und Oberhausen soll eine umweltfreundliche und effektive Verbindung zwischen dem Hafen von Rotterdam und dem Ruhrgebiet schaffen. Hört sich nach einer sinnvollen Kooperation zwischen den Niederlanden und Deutschland an. Doch in der Umsetzung hat es bis jetzt geknirscht.

Bereits 1992 beschlossen die beiden Länder im Vertrag von Warnemünde, die Strecke auszubauen. Das Projekt ging nur schleppend voran, die Niederländer weihten ihren Abschnitt erst 2007 ein. Doch das ist nichts im Vergleich zur Verzögerung auf der deutschen Seite. Ein Vierteljahrhundert nach der ersten Absichtserklärung beginnt man erst mit dem Bau. Wie konnte es so weit kommen? Mit dem Aufwand ist es nicht zu erklären. Die Niederländer bauten über 100 Kilometer neue Trasse und gaben dafür 4,7 Milliarden Euro aus, auf deutscher Seite müssen 73 Kilometer bestehende Strecke ausgebaut werden, die Kosten werden auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Eine interessante Antwort liefert die Wissenschaft.

Die Wirtschaftshistorikerin Klara Paardenkooper von der Erasmus-Universität Rotterdam stellt in einer umfassenden Untersuchung die These auf, dass vor allem die deutschen Seehäfen den deutschen Ausbau der Betuwe-Linie verhinderten. Sie konkurrieren mit Rotterdam um die Seeverkehre von und nach Mitteleuropa, was seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Osterweiterung der EU ein riesiger Markt geworden ist. Einige deutsche Verkehrspolitiker hätten dabei die deutschen Seehäfen unterstützen wollen. Mit dem vom Bund dominierten Unternehmen Deutsche Bahn hätten sie ein Instrument gehabt, um die Betuwe-Linie auszubremsen und damit dem Hafen von Rotterdam den Zugang zu Mitteleuropa zu erschweren.

Wenn diese These stimmt, dann wäre das ein klassischer Fall von deutschem Protektionismus. Nach dem Argument von Paardenkooper wäre dann diese Politik zulasten der niederländischen Unternehmen gegangen, die am Hafen von Rotterdam arbeiten, zulasten der verladenden Unternehmen, die weniger Alternativen haben, und zulasten der Umwelt, da Verkehr in Richtung Rotterdam teilweise auf Lkw angewiesen ist. Wenn die These mit den deutschen Seehäfen als Betuwe-Bremse stimmt, dann zeigt sie auch, dass Protektionismus nur wenige Gewinner hervorbringt und viele Verlierer.

Umso erfreulicher, dass jetzt die Deutsche Bahn endlich mit dem Ausbau beginnt. Noch gibt es ernste Hürden, die meisten Planfeststellungsverfahren sind nicht abgeschlossen, die Anwohner hatten viele Einwände vorgelegt. Dass die Deutsche Bahn bei diesem Projekt viel in den Bürgerdialog investiert, stimmt aber optimistisch. Näheres dazu lesen Sie in der News der Woche.
              
Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht

László Dobos
Redakteur LOGISTIK HEUTE

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Redaktion (allg.)

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